Unternehmen, die z. B. bereits Scrum anwenden, laufen Gefahr, ihre Mitarbeiter zu verunsichern, wenn ein weiteres Rahmenwerk parallel eingeführt werden soll. Es könnte die Sorge entstehen, dass sie nun noch mehr Zeit für Meetings aufbringen müssen. Die Sorge ist aber völlig unbegründet, da OKR und Scrum zwei völlig verschiedene Rahmenwerke sind. Kurz gesagt, OKR nimmt eine Metaperspektive ein. Das bedeutet, OKR betrachtet stets das gesamte Unternehmen und beschäftigt sich mit der Erfassung und Verfolgung von strategischen Unternehmenszielen in einem festgelegten Zeitraum. Scrum hingegen ermöglicht ein iteratives Umsetzen von Projekten in kurzen Sprints und findet meist auf Teamebene statt.
Eine Verbindung dieser beiden Rahmenwerke kann aber durchaus entstehen, wenn sich Teams OKRs für ein Quartal vornehmen und deren Umsetzung mit Hilfe von Scrum geschieht. Bestimmte Key Results können so zum Beispiel zu Scrum Projekten werden. Auch besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass OKRs für ein gesamtes Unternehmen gelten. Scrum Projekte können auch nur durch einzelne Teams umgesetzt werden. Eine Beteiligung der gesamten Organisation an einem Projekt ist nur selten erforderlich. Zum Thema Flexibilität sei gesagt, dass sich die Inhalte eines bereits geplanten und gestarteten Sprints nicht mehr ändern sollten. OKRs hingegen können in ihrem definierten Zeitraum beliebig angepasst werden.
Entscheidet sich ein Scrumteam für die Definition von Quartals-OKRs, können aus einzelnen Key Results Userstories entstehen. Diese erhalten dann in dem besagten Quartal Einzug in die Sprints. Auch kann das Festlegen von OKRs dem Team zu mehr Selbstorganisation verhelfen, da es eigenständig entscheidet, an welchen Zielen es in nächster Zeit arbeiten möchte. Es bietet sich absolut an, die Rolle des Scrum Masters mit der des OKR Masters zu vereinen. Die Kernaufgaben beider Rollen sind u.a., die agilen Prozesse im Auge zu behalten, Agilität ins Unternehmen zu tragen und die Teams dabei zu unterstützen, das agile Arbeiten, sei es mit OKR, Scrum etc., für sich nutzbar zu machen. Als Scrum Master ist es daher durchaus sinnvoll, eine Weiterbildung zum OKR Master zu machen. Das bereits erworbene Fachwissen lässt sich gut in das OKR Rahmenwerk übertragen und kann entsprechend adaptiert werden. Außerdem schärfen Mitarbeiter in dieser Doppelfunktion ihr agiles Mindset. Beide Rollen sind sich sehr ähnlich und eine Verknüpfung verhindert so den oft befürchteten Doppelaufwand.
Es sei also gesagt, dass OKR den Scrum Prozess auf keinen Fall ersetzen kann, allerdings lassen sich beide Rahmenwerke gut miteinander kombinieren.