Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Haus. Ein in die Jahre gekommenes Haus, das seit vielen Generationen im Familienbesitz ist und immer wieder nach den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner angepasst wurde. Zimmer wurden gestrichen, manchmal mehrlagig übertapeziert, Wände wurden eingerissen und neue gezogen, hier noch ein Anbau hinzugefügt, dort ein Balkon ergänzt. Von Dämmung kann nicht wirklich die Rede sein und die Energiekosten sind immens. Zu allem Übel hat Ihnen der Schornsteinfeger jetzt noch mitgeteilt, dass die Heizungsanlage ihr Lebensende erreicht hat. Sie müssen dringend etwas tun - sofort! Damit sich das Ganze aber langfristig rentiert, wollen Sie es richtig machen. Schließlich bringt die beste, neue Heizung nichts, wenn die Wärme direkt wieder durchs einfachverglaste Fenster und ungedämmte Dach flöten geht. Sie beschließen daher, Ihr Haus zu sanieren.
Mit Anwendungslandschaften und Applikationen in Unternehmen verhält es sich ähnlich wie mit dem Haus. Auch sie sind im Laufe der Zeit immer weiter gewachsen, Funktionen wurden ergänzt, Änderungen gemacht. Es gab die ein oder anderen architekturellen Auswüchse, einige davon wurden wieder zurückgebaut. Viele hunderte Schnittstellen wurden programmiert. Verschiedene Teams haben am Code mit teils unterschiedlichen Arbeitsweisen und Qualitätsstandards gearbeitet. Manchmal musste es schnell gehen, sodass die Dokumentation ab und an mal hintenübergefallen ist, und gründliches Testing war schwierig, wenn der Release-Termin auf Vorgestern angesetzt wurde.
So haben sich nach und nach Fehler, Schwachstellen und nicht mehr nachvollziehbare Zeilen in den Sourcecode eingeschlichen. Ein Code, den zudem immer weniger Menschen lesen können, da die Technologie schon längst nicht mehr State-of-the-Art ist. Der Berg an technischen Schulden wird größer und größer und die Wartung spürbar mühseliger und zeitaufwändiger. Nutzerkomfort ist relativ und die Bedienung umständlich. Aber wie ineffizient, langsam, teuer und wenig zeitgemäß manche Legacy-Anwendungen auch sind, oft sind sie wesentlich für das Kerngeschäft und können nicht ohne weiteres ersetzt werden. Was also tun?
Die Lösung: Eine Sanierung respektive Modernisierung Ihrer Anwendungen.
Im Folgenden gehen wir darauf ein, wie man ein solches Modernisierungsprojekt sinnvoll angeht und welche Vorbereitungen dafür notwendig sind.
Von der Herausforderung zur umsetzbaren Roadmap
Der Auslöser dafür, über eine Anwendungsmodernisierung nachzudenken, kann eine einzelne Anwendung sein, bei der der (IT-)Schmerz mit der Zeit zu groß geworden ist. Es ist jedoch empfehlenswert, sich in diesem Kontext die gesamte Anwendungslandschaft näher anzuschauen und zu prüfen, ob sie noch flexibel und leistungsstark genug ist, um das Business im heutigen, sich schnell verändernden Umfeld angemessen zu unterstützen.
Wenn wir unseren Kunden im Rahmen einer geplanten Anwendungsmodernisierung helfen, starten wir daher mit einer umfassenden Analyse, dem 6R-Assessment. In mehreren Workshops erarbeiten wir hier gemeinsam die notwendigen Grundlagen für eine fundierte Entscheidungsfindung und erstellen eine IT-Roadmap für die Umsetzung.
Aber first things first.
Am Anfang sollte immer die Frage stehen: Was wollen wir überhaupt erreichen? Als Hauseigentümer z. B. Energieeffizienz / Kostenersparnis – im Fall eines Unternehmens sind es die übergeordneten Geschäftsziele. Anhand der Geschäftsziele wird geprüft, ob die bestehende IT-Strategie noch zu ihrer Erreichung beiträgt oder Anpassungen erforderlich sind. Wie muss die Anwendungslandschaft beschaffen sein, um die Anforderungen aus dem Business bestmöglich und zeitnah zu realisieren? Wie kann die Zukunftssicherheit der IT nachhaltig gewährleistet werden?
Der nächste Schritt ist die Durchführung einer umfassenden Bestandsaufnahme. Bei der Sanierung eines Hauses würden Sie sich z. B. einen Überblick über die Grundrisse verschaffen. Wo liegen tragende Wände, wo die Anschlüsse? Welche Materialien wurden verbaut, entsprechen sie noch den heutigen Standards? Ganz ähnlich gehen wir bei einem Anwendungsmodernisierungsprojekt vor.
Bestandsaufnahme der Anwendungslandschaft
- Welche Anwendungen gibt es im Unternehmen?
- Inwieweit entsprechen sie noch den Business-Anforderungen (Process Mapping)?
- In welcher Technologie? Wie zukunftsfähig ist diese Technologie?
- Wie ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis? Wo liegen mögliche Risiken? ...
Bestandsaufnahme der Infrastruktur
Analog erfolgt eine gründliche Bestandaufnahme und Bewertung der zugrundeliegenden Infrastruktur hinsichtlich Kriterien wie Zukunftsfähigkeit, Abhängigkeiten, Risiken. Des Weiteren werden potenzielle Landingzones (Ziel-Plattformen) identifiziert und beurteilt.
Nach Abschluss der Bestandsaufnahmen und anschließender Bewertung wird für jede Anwendung eine entsprechende Handlungsempfehlung abgeleitet.
Mögliche Handlungsempfehlungen aus dem 6R-Assessment
|
Priorisierung & Erstellung der IT-Roadmap
Im Anschluss legen wir zusammen mit dem Kunden die Prioritäten fest. Hierbei werden diverse Kriterien berücksichtigt, wie: Wo ist der größte Bedarf? Wo liegen Quick-wins? Mit welchen Implementierungskosten ist zu rechnen? Können Risiken zukünftig minimiert werden? Das Re-Platforming einer mobilen Applikation von einer nicht-unterstützten zu einer gemanagten Container-Plattform kann z. B. mit relativ geringem Aufwand sowie schnellem ROI umgesetzt werden und verringert das Risiko für den Kunden.
Bei dem geplanten Hausprojekt wären Sie jetzt an dem Punkt, dass der Sanierungsplan steht und die Bauarbeiten losgehen können. Und auch für das Anwendungsmodernisierungsprojekt ist nach der Analysephase eine solide Grundlage unter Berücksichtigung der Ist-Situation und Prioritäten des Unternehmens gelegt. Das Ergebnis: eine umsetzbare IT-Roadmap mit den nächsten Maßnahmen und Meilensteinen, entsprechend den geschäftlichen Zielen und der IT-Strategie.
Weitere Informationen zum Thema und unseren Leistungen finden Sie hier:
> Solution Sheet - Herausforderungen von Legacy-IT durch Anwendungsmodernisierung bewältigen